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"G E N I A L" : E I N  S A T I R E - A N S C H L A G  A U F  D I E  F I L M F Ö R D E R U N G

 

Lesen Sie
nicht dieses
Drehbuch,
es gefährdet die Film-
förderung

 

 

 

DREHBUCH: GENIAL!

1. EIN FAHRSTUHL VON AUSSEN

INNEN/TAG
Wir sehen das Display eines Fahrstuhls: die Anzeige nähert sich dem "E" und bleibt dort stehen. Düstere Musik schwillt an. Die silbrige Schiebetür des Fahrstuhls öffnet sich mit gespenstischem Zischen. Nebel wabert aus dem Fahrstuhl über den Boden des Korridors. Im Inneren der Kabine steht in starkem Gegenlicht ein Liliputaner, der ehrfürchtig ein Goldfischglas in den Händen hält. Er trägt einen Hausmeisterkittel und eine Schiebermütze. Bedeutungsvoll tippelt er aus dem Fahrstuhl in ein Unterlicht, bis er das Glas bildfüllend vor die Optik hält. Durch das Glas sieht man hinter dem Goldfisch verzerrt das Gesicht des Liliputaners.

2. DAS KARGE SCHLAFZIMMER EINES FILMEMACHERS

INNEN/NACHT

Wir sehen vom Fußende her eine Futonmatratze auf dem Boden liegen, mit einem unordentlichen Bett darauf. Über dem Kopfende hängt das Plakat von "A BOUT DE SOUFFLE". Eine archetypische Schreibmaschine steht neben dem Bett, umgeben von zerknülltem Papier. Eine leere Rotweinflasche liegt auf dem Boden, eine Untertasse quillt von Zigarettenstummeln über. Der verstrubbelte Künstler schnellt mit ausdruckslosem Gesicht hoch, auf die Kamera zu. Sein Blick ist in die Ferne gerichtet, er sortiert offensichtlich seine Gedanken, überdenkt noch einmal das gerade Geträumte und grinst dann verzückt.

FILMEMACHER:Ich hab's! (von sich selbst begeistert) Genial! 
3. RATHAUS IN .......... / EINGANGSHALLE

INNEN/TAG

In der Halle hängt neben einer schweren und verzierten Eichentür ein nüchternes Schild: FILMKOMMISSION. Wir hören eine Person mit schnellen Schritten die Treppe hocheilen. Die Person bleibt außerhalb des Bildes stehen, atmet schnaufend und sammelt sich. Unser Filmemacher geht von rechts nach links auf die Tür zu. Seine Haare sind trotz Pomade etwas aufgelöst, das altmodische Sakko sitzt schief, unter dem Arm hat er eine abgewetzte Briefmappe. Er zögert kurz und klopft dann entschlossen.

4. RATHAUS IN .......... / SITZUNGSSAAL

 INNEN/TAG

Wir hören unseren Filmemacher hereinkommen und sehen von unten das Gesicht eines mißgelaunten Kommissionsmitglieds, das sich seiner Nachbarin zuwendet und ihr etwas ins Ohr flüstert. Die Nachricht wird zum nächsten weitergeflüstert. Offensichtlich eine abschätzige Beurteilung des Antragstellers. Die Beurteilung erreicht den Kommissionsvorsitzenden, der am übellaunigsten dreinschaut. Er lehnt sich abwartend zurück und verschränkt die Arme.
Von oben: der Filmemacher sitzt auf einem kleinen Schemel und versucht nervös, seine Papiere zu ordnen. Er wirkt winzig vor dem mächtigen und erhöhten 

Leere
Hirne,
volle
Kassen

 

 

Drei gegen die Filmförderung:
Ein Hannoveraner Autoren-Trio
wollte wissen, wieviel Humor
die kulturellen Förderungs-
gremien in der Bundesrepublik
besitzen. Zu diesem Zweck
schrieben die drei ein satiri-
sches Kurzfilm-Drehbuch über
die Praktiken staatlicher Geld-
geber und reichten es zur För-
derung ein. Das Ergebnis ihres
Selbstversuchs: die deutsche
Filmförderung kann gar nicht
schlechter sein als ihr Ruf

 

 




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aus Cinema 2/94, S. 90    S.91